Fes - Die Stadt Des Handwerks

Tag 28.

Heute erwartet uns Fès mit seiner weltberühmten Altstadt, seinem Souk und den wunderbaren Handwerkern. Das gesamte Altstadtensemble ist seit den 80er Jahren UNESCO-Weltkulturerebe. 


Heute haben wir das Glück gleich 2 Reiseleiter zu haben. Abdullah hat seinen Bruder Adel gebeten uns durch Fès zu führen. Adel ist Reiseleiter, hat 12 Jahre in Deutschland studiert und kann akzentfrei Deutsch. Er begleitet Reisegruppen und Individualtouristen durch ganz Marokko. Hier gleich auch die Kontaktdaten der beiden, wir können sie sehr empfehlen! 

Adel, Tel: +212661280311

Abdullah, Tel: +212661532898


Wir gabeln Adel in der Neustadt auf. Sie wurde von den Franzosen errichtet und unterscheidet sich in ihrem Äußeren kaum von anderen europäischen Städten des 20. Jahrhunderts.Ihre Prachtstraße ist der Champs Elysees nachempfunden und wurde auch vom selben Architekten geplant.


Nun geht es auf zum Königspalast von Fès. 4 Königsstädte gibt es in Marokko. Das heißt 4 Städte waren in der Geschichte Marokkos Haupstadt und somit Sitz des Königs. Fes war die Erste und in Summe am längsten. Ihr Königspalast ist der Älteste und Schönste, wie uns gesagt wird. 

Angrenzend an den Königspalast zeigt Adel uns das jüdische Viertel. Heute leben kaum noch Juden hier, viele sind in den 60er und 70er Jahren ausgewandert


Das Verhältnis zu Marokko sei aber gut und mit jüdischen Geldern wird das Viertel gerade saniert. Das Besondere an dieser Architektur ist, dass die marokkanischen Gebäude sich nach innen öffnen, kaum Fenster und keine Balkone nach außen haben. Wo hingegen die jüdischen Bauten den andalusischen Stil mit üppigen Balkonen aufweisen. Der moslimische Glaube erlaubt es nicht, seinen Reichtum nach außen zu zeigen. Daher sieht man die Schönheit eines Hauses erst, wenn man es betritt. 


Wir erfahren auch, dass der Großvater des amtierenden Königs, Mohammed V,  während des 2. Weltkriegs eine Auslieferung der marokkanischen Juden mit dem Satz 

"ICH KENNE KEINE JUDEN, NUR MAROKKANER" verweigert hat. 

Jetzt fahren wir zu einer Töpferwerkstatt die auch Ausbildungsstätte für 80 junge Menschen ist. Kinderarbeit, wie es sie vor 22 Jahren (bei meine ersten Marokkobesuch) noch gab, ist heute verboten. Was wir sehen ist wirklich beeindruckend! 

Hier entstehen Alltagsgegenstände die wahre Kunstwerke sind! Die Töpferscheibe wird mit den Füßen angetrieben (Video), für die Muster braucht man einen Zirkel und ein gutes Auge, beim Ausmalen der floralen und geometrischen Muster, eine besonders ruhige Hand. Geduld ist immer gefragt. Interessant ist auch, wie sich die Farben beim Brennen verändern. Das sanfte Flieder wird zum kräftigen Kobaltblau. Die Pinsel bestehen aus Pferdehaar und sind speziell geformt um Farbe gut speichern und die feinen Muster malen zu können.  

Richtig sprachlos sind wir dann bei der Herstellung der Mosaike. Quadrate, Sterne, Herzen und vieles mehr wird aus glasiert Fliesen heraus gearbeitet. Teilweise nur wenige Millimeter groß. Es entstehen daraus riesige Brunnen, Tischplatten, Spiegel...


Tobias bekommt ein blaues Herzchen geschenkt. Immer wieder wird er Empfänger freundlicher Gesten. Einmal sogar unverhofft mitten auf der Straße am Kopf (mit Kappe) abgebusselt. Das kennen wir Europäer nicht. 


Unten siehst du die Arbeitsschritte von der glasierten Fliese bis zum fertigen Brunnen. 

Und dann noch mehr wunderbare Mosaikkunstwerke und ein Verkaufsladen in dem man sich besser nicht wie der sprichwörtliche "ELEFANT IM PORZELLANLADEN" benehmen sollte. Mit Rolli manchmal gar nicht so leicht! 🫣

Auf geht's ins Zentrum von Fès! Hier wo jedes Handwerk sein eigenes kleines Viertel hat. Wir sehen Färber, Weber, Teppichhändler, Kesseltreiber und viele mehr.

Probieren Kaktusfeigen...

...und besuchen die älteste Universität der Welt. Auszug aus dem Maghreb-Magazin:

Die Universität Al-Qarawiyyin in Fes (Marokko), gegründet als Ort des Lernens im Jahr 859 ist laut UNESCO und dem Guinnessbuch der Rekorde die älteste in Betrieb stehende Universität der Welt und die erste Einrichtung überhaupt, die akademische Abschlüsse verlieh. 


Viele europäische Gelehrte, darunter auch ein Papst, haben hier einen Abschluss gemacht.

WOW! Tobias war hier, also er hat durch den goldenen Türspalt hinein geschaut....gilt das schon für einen Titel?...was der Esel direkt vor den Toren zu bedeuten hat, sei der Fantasie jedes Einzelnen überlassen. 😅


Das kleine Kämmerlein am vorletzten Bild zeigt ein Studentenzimmer. Wenn es 2m2 hat, is es viel. 😳 Die Leute waren damals einfach kleiner, stimmt's?

Nach so viel Futter fürs Gehirn braucht auch der Magen etwas. Jetzt noch vorbei an den leckeren und teils schaurigen Lebensmittelständen. 


Was darf es denn heute sein? Haifisch- oder doch Kamelkopf? Wofür Tobias sich entscheidet erfährst du gleich!

Abdullah und Adel führen uns in ein sehr hübsches Restaurant, wo uns eine Palette an marokkanischen Vorspeisen serviert wird. Michael und ich bekommen als Hauptspeise eine süße Teigtasche und Tobias ist weiter probierfreudig und entscheidet sich für Köfte Jamal was soviel heißt wie Kamel-Fleischspieße. Ja, der Kamelkopf am Markt hat ihn scheinbar sehr beeindruckt! Michael und mir dreht es dabei fast den Magen um.

Jetzt geht's auch schon heimwärts. Wenn man mit dem Rolli on Tour ist darf es auch mal etwas weniger sein. Die Gerbereien mit den vielen Stufen lassen wir aus. Die Strecken die wir zurücklegen brauchen mit den ganzen Stufen ohnehin viel länger. Michael hat Unglaubliches geleistet und Tobias gehoben, geschoben und getragen. Abdullah hat uns die letzten beiden Tage toll unterstützt und dazu beigetragen, dass ich meinen Rücken schonen konnte. Alles in allem fahren wir zufrieden zu unserem Quartier zurück und sind froh diese 3 Tage noch hier in Marokko verbracht zu haben. 


Am Heimweg sehen wir noch wohlschmeckende Oliven, goldene Hochzeitssenften und wunderbare Tischlerarbeiten. 

BSSLAMA Marokko!


INFO ZU DEN KOSTEN FÜR DIE 2-TÄGIGE FÜHRUNG:

Die Führung an beiden Tagen hat Abdullah uns bei unserem Kennenlernen für insgesamt 400 MAD angeboten. Wir geben ihm am Ende 600 und 200 für Adel, der gar nichts zu erwarten schien. Selbst das erscheint uns noch wenig zu sein, aber noch mehr zu geben würde wahrscheinlich überheblich wirken. Wir sind sehr dankbar und sie haben sich so in der flauen Nebensaison etwas dazu verdient.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0